Chinin gegen Coronaviren?

Nachtrag

Wie sich herausgestellt hat, führt eine Behandlung mit Hydroxychloroquin tatsächlich zu keiner Verbesserung des Krankheitsverlaufes von Patienten mit Covid-19. Anders ausgedrückt: Das Anti-Malariamittel taugt nicht für den Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2.

Von allen Long Drings hat Gin Tonic vielleicht die interessanteste Entstehungsgeschichte. Im 17. Jahrhundert sahen sich die Europäer mit einer Vielzahl an Krankheiten konfrontiert, gegen die sie kein adäquates Heilmittel zur Hand hatten. Es kam sogar vor, dass eine vermeintliche Behandlung nicht weniger tödlich war, als die Ursache, die sie bekämpfen sollte (Stichwort Quecksilber). Eine dieser Krankheiten war/ist die Malaria. Glücklicherweise waren andere Völker damals medizintechnisch deutlich fortgeschrittener, als unsere Vorfahren. So lernten die Europäer von den Inkas, dass die Rinde des Chinarindenbaumes ein Heilmittel gegen die Malaria enthält: Chinin. Wie einige andere Medikamente auch, schmeckt dieses jedoch abstoßend bitter. Eine Lösung fanden (of course) die Briten: Sie versetzten ihr Chininwasser einfach mit Gin.

Wer allerdings glaubt, sich heutzutage mit Gin Tonic vor der Malaria schützen zu können, der irrt. Ein erwachsener Mensch müsste zur Behandlung 7 Tage lang, alle 8 Stunden, etwa 648 mg Chinin schlucken. Tonic water dagegen enthält nicht mehr als 83 mg Chinin pro Liter. Theoretisch müsste man sich eine Woche lang je 2 Liter Gin Tonic pro Stunde (bei einem Mischverhältnis von 1 zu 1) hinter die Birne kippen, um diese Dosis zu erreichen. Man kann davon ausgehen, dass in so einem Fall, der Alkohol seine Wirkung deutlich vor dem Chinin zeigen würde.

Was aber hat das alles mit dem Coronavirus zu tun? Nun, Chinin ist chemisch mit dem Medikament Chloroquin verwandt. Letzteres wird gerade als möglicher Kandidat zur Behandlung von Covid-19 gehandelt. In der verlinkten Studie wurden Patienten mit 600 mg Hydroxychloroquin (eine chemisch leicht abgewandelte Form des Chloroquins), sowie gegebenenfalls mit dem Antibiotikum Azithromycin behandelt (möglicherweise um einer bakteriellen Lungenentzündung vorzubeugen?). Die Ergebnisse waren vielversprechend. Wie die Autoren selbst anmerken, war die Anzahl der Patienten jedoch zu gering, um endgültige Schlüsse über die Wirksamkeit von Chloroquin bei der Behandlung von Covid-19 ziehen zu können. Interessant ist, dass eine gleichzeitige Verabreichung von Azithromycin die Wirksamkeit von Chloroquin zu erhöhen scheint (ein Antibiotikum gegen eine virale Infektion? – Interessant!).

Moderner Gin Tonic selbst taugt als Medikament gegen Covid-19 leider noch weniger, als gegen Malaria. Selbst wenn man Chloroquin durch Chinin ersetzen könnte, um den Long Drink zu retten, müsste man dessen Dosis drastisch steigern. Sicher, der viele Gin, würde den Viren im Rachenraum wahrscheinlich ein wenig zusetzen. Das gleiche gilt allerdings für den Anwender. Auch ist die kombinierte Einnahme von Alkohol und Antibiotikum nicht sonderlich empfehlenswert. Chinin (oder wahrscheinlicher Chloroquin) selbst dagegen könnte ein Comeback feiern. Die Zeit wird es zeigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert