Spoilerwarnung: Dune: Part Two – Die fehlende Fraktion

Das Warten unzähliger Science Fiction Fans wurde belohnt: Mit „Dune: Part 2“ läuft endlich wieder ein Film in die Kinos, der diesen absolut gerecht wird: Kostüme, schauspielerische Leistungen, aber vor allem Szenerien und Soundtrack (Hans Zimmer – was soll man sonst noch sagen?) rechtfertigen den Kauf eines Tickets allemal.

Für Fans des Romans ist eine andere Frage allerdings noch drängender: Wird der Film der Buchvorlage gerecht? Meine Antwort hierauf: Ja, allerdings nur, wenn das Buch in diesem Jahrzehnt erschienen wäre.

Was meine ich damit?

Nun, wie so ziemlich jedes Kunstwerk ist auch Dune (der Roman) ein Produkt seiner Zeit. Damals – in einem Jahrzehnt lange vor meiner Geburt – waren die Erwartungshaltungen von Science-Fiction-Fans andere als heute. Auf starke weibliche Charaktere etwa legten die größtenteils männlichen Anhänger wenig Wert. Dafür wurde in der, im Vergleich zu heute, überschaubaren Fangemeinde Randthemen hochgehalten, die heute fast verschwunden sind.

Nun, ein guter Künstler kennt sein Publikum und der Regisseur des Filmes hat ganz offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht. Die Figur der Chani etwa tritt im Film deutlich gewichtiger auf, als im Buch – was ich übrigens ausgesprochen positiv finde.

Weniger überzeugt bin ich von einer anderen Entscheidung: Um den Film massentauglich zu machen, tauscht das Drehbuch Komplexität gegen Verträglichkeit. Es verlagert den Fokus von einer recht komplizierten Thematik auf eine, die leichter verständlich – weil bildgewaltiger ist.

So werden die im Buch stattfindenden Schlachten nur sehr kurz – ja man möchte fast sagen oberflächlich – beschrieben. Im Film dagegen jagt eine beeindruckende Explosion die andere. Dafür fehlt der wirtschaftliche Aspekt fast vollständig. So vollständig, dass deren wichtigste Vertreter gar nicht erst auftauchen: Die Gilde.

Anders als im Film bezwingt der Paul des Romans den Imperator nämlich nicht militärisch. Sicher, er gewinnt den Bodenkampf auf Arrakis. Doch der Imperator macht ihm schnell deutlich, dass er noch über eine Raumflotte verfügt. Rein militärisch herrscht also ein Patt. Eine Seite kontrolliert den Boden, eine die Luft bzw. das All.

Aber militärische Macht allein ist es nicht, auf die der Thron des Imperators ruht. Er führt den Vorsitz über die MAFEA (eine Art Welthandelsgesellschaft). Somit ist er verantwortlich dafür, dass im All der Handel floriert. Passender formuliert: Das Spice muss fließen.

Dieser letzte Satz fällt im Film seltsamerweise nicht. Auch die MAFEA fehlt. Hisst der Imperator vor der finalen Schlacht im Roman noch deren Flagge, kommt er im Film nach Arrakis, weil Paul ihn direkt herausfordert. Mit anderen Worten: Die Gründe für sein Handeln werden im Buch deutlich komplexer dargestellt.

Zwar droht Paul wie im Roman mit der Vernichtung des Spice (wenn auch anders). Die wirtschaftlichen Implikationen werden aber maximal angedeutet. Im Buch wendet sich die Gilde an die Flotte, im Film ist es Gurney Halleck, ein Mitkämpfer Pauls. Und er redet nicht einmal mit der Gilde, sondern mit den anderen Häusern.

Ich kann diese Entscheidung wie gesagt nachvollziehen, bedaure sie aber dennoch ein wenig. Aber gut, ein dritter Teil scheint sich ja anzukündigen. Die Gilde muss also kommen und das Spice fließen.

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