3 Vorschläge zur Reformierung des Peer Reviews

In einem Beitrag erwähnte ich, dass eine vielbeachtete Publikation nachträglich als (vermeintliche) Fälschung entlarvt wurde. Einmal mehr stellt sich die Frage, warum das offizielle Verfahren zur Qualitätssicherung, der peer review, nicht gegriffen hat. Die Publikation war nicht die erste ihrer Art und man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sie nicht die letzte bleibt.

Experten mögen jetzt einwenden, mir als Nicht-Wissenschaftler, der noch dazu fiktive Erzählungen schreibt, stünden Verbesserungsvorschläge, oder gar ein Urteil nicht zu. Dem halte ich entgegen, dass gewisse Befunde auch von Laien erstellt werden können.

Die Feststellung des Todes etwa, darf nur durch einen ausgebildeten Mediziner erfolgen. Eines der sicheren Todeszeichen, die Dekapitation (d. h. Kopf ab) zu erkennen, traut man aber auch einem Menschen ohne Medizinstudium zu.

Gibt es sichere Anzeichen, dass der Peer Review reformbedürftig ist? Alleine die Existenz von PubPeer zeigt, wie dringend der Bedarf an Reformen ist. Auf besagter Seite werden dringende Fälschungsverdachtsfälle publiziert. Und ja, auch besagte Publikation wurde dort „präsentiert“. Vom betroffenen Erstautor finden sich auf dieser Seite übrigens weitere verdächtige Arbeiten.

Hier sind 3 aufrichtig gut gemeinte Ratschläge, die meiner Ansicht nach helfen könnten, solche Fälle zu vermeiden. Ob ich glaube, dass sie umgesetzt werden? Nun, als Sci-Fi-Autor wird man ja träumen dürfen.

  1. Keine fachkundigen Reviewer – Ein non-peer review
    Auf den ersten Blick mag dies widersprüchlich klingen. Wie soll ein Laie in einem hochspezialisierten Feld die Qualität einer komplexen Arbeit beurteilen können? Nun, meiner Ansicht nach muss er das nicht zwingend. Echte Fälschungen zeichnen sich nicht durch mangelnde Qualität aus. Im Gegenteil: Sie tricksen Menschen aus, weil sie Exzellenz vortäuschen. Experten, die sich auf das Aufspüren bearbeiteter Bilder, oder statistischer Tricks spezialisieren haben daher eine größere Aufklärungschance, da sie nicht in Versuchung kommen, sich von genialen theoretischen Ansätzen beeindrucken zu lassen.

    Ein zweiter Vorteil kommt hinzu: Da in hoch spezialisierten Feldern naturgemäß oft nur wenige Menschen arbeiten, ist die Chance eines Interessenskonflikts groß. Manchmal zieht ein Reviewer einen Vorteil daraus, dass eine Publikation eines Kollegen / Kontrahenten zurückgehalten wird. Die Problematik ist dermaßen bekannt, dass daraus sogar ein Meme entstand. Bei fachfremden Personen würde dieses Problem nicht bestehen.
    Skeptiker mögen jetzt einwenden, dass diese Methode zwar Fälschungen, aber nicht Werke von geringer Qualität aufspürt. Das mag stimmen. Aber letztgenannte fallen (hoffentlich) den echten Experten auf und werden naturgemäß weniger oft zitiert, als beeindruckende Fälschungen. Wie wir leider wissen, ist die Anzahl von Zitierungen das wahre Maß an Qualität.
  2. Ein staatliches Fachmagazin (journal) pro Disziplin
    Höre ich da jemanden Kommunismus rufen? Kein Grund zur Panik. Der Staat greift längst in den Veröffentlichungsprozess ein. Es ist ja nicht so, dass journals, Arbeiten, die sie publizieren, selbst finanzieren. Oder deren peer review. Oder den Universitäten, ihre von ihnen selbst finanzierten Veröffentlichungen, gratis zur Verfügung stellen. Hier der Link zu einem ausgezeichneten Video, dass den Kreislauf des Geldes gut zusammenfasst.

    Wenn journals also bereits (großteils) aus der öffentlichen Hand finanziert werden, wieso sollte diese nicht zumindest eines pro Disziplin besitzen? Sicher eine Verstaatlichung wäre rechtlich und moralisch problematisch. Aber was hält den Staat auf, ein journal zu gründen? Man kann ja den freien Markt entscheiden lassen, welches Konzept besser funktioniert. Ob sich ein Staatsunternehmen durchsetzen kann, ist ungewiss. Es wäre aber zumindest von dem Druck befreit, laufend steigende Gewinne vorzuweisen. Die freigewordene Energie könnten es in einen verbesserten peer review stecken.

  3. Ein Algorithmus der Copy-Paste-Spuren u. ä. erkennt
    Manche Fälscher sind kriminelle Genies. Die meisten sind es nicht. Viele der auf PubPeer bemängelten Bilder wiesen allzu deutliche Spuren von Bearbeitung auf. Einem Chatbot von Google gelang es bereits einen Menschen davon zu überzeugen, er habe ein Bewusstsein. Da kann ein Programm, dass Spuren von Bildbearbeitung detektiert, nicht so schwer zu kreieren sein. Wissenschaftliche Arbeiten werden bereits routinemäßig auf Plagiate untersucht. Warum nicht auch auf Bildmanipulationen?

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