Es mag ein wenig seltsam erscheinen, dass ein (wenig bekannter) Science Fiction Autor einen (sehr bekannten) Schöpfer politischer Thriller mit einem Nachruf würdigt. Ich möchte auch nicht einen Überblick über sein bewegtes Leben geben. Das haben bereits andere getan
Doch mir ist es wichtig, einen Menschen zu würdigen, der mich als Autor mehr geprägt hat, als mir selbst lange Zeit bewusst war.
Frederick Forsyth war ein wahrer Meister seines Fachs. Ihm wurde die vielleicht für einen Schriftsteller höchst mögliche Ehre zu teil: Sein Werk wurde nicht von einer wahren Geschichte inspiriert. Eine wahre Geschichte wurde von seinem Werk inspiriert: Der Terrorist Carlos, der Schakal wurde nach seinem Buch benannt, statt umgekehrt.
Dieses Buch war auch das erste, das ich von ihm las – aber definitiv nicht das letzte. Frederick Forsyth war es, der mir das Genre des Politthrillers nahe brachte. Bis heute ist er mein Lieblingsvertreter seines Fachs. Gut möglich, dass sein realistischer Zynismus zumindest ein klein wenig auf meinen ersten Roman abgefärbt hat.
Wirklich brilliert hat Forsyth aber gar nicht so sehr im Schreiben an sich. Sicher, sein Stil war meisterlich, aber das sind und waren andere auch. Wo ihm aber so gut wie niemand das Wasser reichen konnte, war das Recherchieren. Immer wieder verschwimmen in seinen Werken die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Historische Persönlichkeiten wechseln sich mit von ihm erfunden ab. Vom Autor ersonnene Geheimdienstoperationen werden mittels real existierender Methoden durchgeführt. Fiktive Einsätze basieren auf tatsächlichen Überlegungen.
Fast noch beeindruckender ist, dass er seine Recherchen nach alter Schule – d.h. selbst durchführte. Wo andere Agenturen anheuern, erkundigte Forsyth sich selbst. Und zwar direkt. Auf das Internet griff er nicht zurück. Seinen Worten nach, traute er ihm nicht. Ein weiteres Ruhmesblatt.
Ich gebe es zu, als Millennial will (und kann) ich auf das Internet nicht verzichten. Aber ich gebe mir beim Recherchieren wirklich viel Mühe. Am Ende jedes meiner Bücher sind meine Quellen angegeben. Insofern hat der große Meister mich zumindest ein Stück weit geprägt. Meinen aufrichtigen Dank dafür und für die unterhaltsamen Stunden mit Ihren Büchern, Herr Forsyth.