Spoilerwarnung: Ich verrate eine Schlüsselszene aus „Die psychische Partie“
Satiriker haben ein Problem. Sie wandern auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Absurdität. Sind ihre Werke zu nah an ersterem, gelten sie als „langweilig“, andernfalls als „zu grotesk“.
Nun, allen kann man es nicht recht machen. Aber es gibt einen Weg, (fast) alle Kritiker nachträglich zu überzeugen. Alles, was man dafür tun muss, ist, die Zukunft (halbwegs) richtig vorherzusehen.
Das berühmteste Beispiel hierfür sind wohl die Simpsons. Von Präsident Trump, über Lady Gagas Auftritt beim Super Bowl bis hin zum Sieg des US Teams beim Curling – die Anzahl der eingetroffenen Vorhersagen ist fast schon nicht mehr lustig.
Nun zu so großem Ruhm wie die gelbe Familie werden meine Werke es wohl eher nicht schaffen. Aber meiner Satire über die Zukunft des Schachs wurde in einem Punkt die gleiche ähnliche Ehre zuteil.
Der Hintergrund:
Eines Tages wurde ich um ein Rezensionsexemplar gebeten. Ich sagte natürlich zu – die Aussicht auf Werbung waren mir die Druck- und Portokosten locker wert. Aber mit Aussichten ist das immer so eine Sache.
Die Rezension kam in Form einer E-Mail, in der der Absender erklärte, seine recht negative Meinung lieber nicht veröffentlichen zu wollen. Mein Werk sei zu grotesk, zu sehr von der Wirklichkeit entfernt und lasse Respekt gegenüber der Institution Schachweltmeisterschaft missen. Nun, die Entscheidung mein Werk nicht öffentlich zu kritisieren, kann man tatsächlich als Zeichen des Respekts ansehen. Was man vom Verhalten so mancher Teilnehmer einer WM nicht gerade behaupten kann:
1972 weigerte sich ein Spieler zu Partie 2 überhaupt erst anzutreten.
1978 beschuldigte eine Seite die andere, mit Hilfe eines Fruchtjoghurts zu betrügen.
2006 wurde ein Spieler des Betrugs beschuldigt, weil er angeblich zu oft aufs Klo ging.
Aber wo genau liegt nun die Vorhersage? Nun, in meinem Buch kommt es zu einem absichtlich herbeigeführten Unentschieden bei einer WM. In der Realität wäre so etwas illegal und undenkbar. Zumindest bis zur letzten Weltmeisterschaft im Blitzschach (Schach mit kurzer Bedenkzeit). Dort passierte genau das: Jene Spieler, die um den Thron kämpften verweigerten dem Publikum den versprochenen Nervenkitzel. Sie einigten sich auf ein Unentschieden. Und sie kamen damit durch. Derzeit gibt es ganz offiziell 2 Weltmeister im Blitzschach.
Die Zeit gab der Satire recht. Wieder einmal.