Saurer Regen gegen den Klimawandel?

Es gibt Konzepte, die sind so verrückt, wie sie klingen. Etwa, ein Raumschiff durch Atomexplosionen anzutreiben. Dann gibt es solche, die verrückt klingen, aber tatsächlich genial sind. Beispielsweise verschimmelte Sättel auf Wunden von Pferden zu legen. Dann gibt es noch Ideen, bei denen nicht ganz klar ist, in welche Kategorie sie fallen. Heutiges Beispiel: Ein konkreter Vorschlag zur Reduzierung des globalen Temperaturanstieges: Stratospheric aerosol injection.

Die Theorie dahinter ist bestechend einfach: Gewaltige Vulkanausbrüche führen zu einer zeitweisen Abkühlung des Klimas. So machte der Ausbruch des Tambora im Jahre 1815, selbiges zum „Jahr ohne Sommer“. Die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur sank kurzzeitig um etwa 0,4 bis 0,8 Grad Celsius. Einen großen Anteil daran hatte das vom Vulkan versprühte Schwefeldioxid (SO2). Dieses wandelt sich unter Einfluss von Sonnenstrahlung in Sulfate um. Letztere reflektieren Licht. Zu Nutze macht man sich diesen Effekt in der „weißesten Farbe“, die mehr Licht reflektieren soll, als alle Konkurrenzprodukte.

So weit die Theorie. Alles, was zu tun bliebe, wäre also ausreichende (sprich gewaltige) Mengen an SO2 künstlich in die Stratosphäre zu blasen. Hier ergibt sich ein erstes Problem: Für ein solches Unterfangen bräuchte man eine Flotte von Flugzeugen. Die setzten ordentlich viel CO2 frei. Das dies ein Gas, Sulfate aber Salze d.h. Feststoffe sind, bleibt ersteres wohl länger in der Stratosphäre. Es besteht also die Gefahr, dass die Kühlungsmaßnahme langfristig den gegenteiligen Effekt bewirkt. In jedem Fall wäre die Wirkung zeitlich begrenzt. Auf der Erde herrscht eben eine Kraft (die gemäß Einstein eigentlich keine ist), die Dinge nach unten zieht.

Aber was genau fiele uns da auf die Köpfe? SO2 reagiert mit Wasser (etwa in Form von Wolken) zu schwefeliger Säure. Wird es zuvor unter Lichteinfluss in SO3 umgewandelt, entsteht die deutlich stärkere Schwefelsäure. Voilà: Saurer Regen. Achja, SO2 ist außerdem giftig. War der Plan nicht, die Umwelt durch diesen Plan zu schonen?

Fairerweise muss gesagt werden, dass Alternativpläne existieren. So gibt es Überlegungen, Kochsalz an Stelle von SO2 zu verwenden. Statt saurem würde also nur salziger Regen drohen. Eine dauerhafte Lösung wäre das aber auch nicht. Angesichts des Unvermögens der Menschheit, ihre CO2 Emissionen nicht weiter zu erhöhen, wirken abenteuerliche Konzepte allerdings nicht mehr so verrückt.

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