Impfung gegen Schnupfen?

Achja, der Schnupfen. Gerade diese Tage hat er wieder einmal Saison. In den USA trifft es jeden Erwachsenen im Schnitt 2 bis 3 Mal pro Jahr. In Europa sieht es vermutlich ähnlich aus.

Zwar ist die Krankheit für die meisten Menschen relativ harmlos, wenn auch ärgerlich. Für (ältere) Personen mit geschwächten Abwehrkräften oder Lungen, stellt sie jedoch eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Angeblich fiel etwa der berüchtigte Eroberer Tamerlan dem Schnupfen zum Opfer – kurz bevor dieser plante, in China einzufallen. Ironischerweise rettete dieser Todesfall somit wahrscheinlich deutlich mehr Leben, als jenes, das er forderte.

Aber auch heute noch lässt sich die Krankheit nur eingeschränkt behandeln. Die alte Volksweisheit gilt noch immer (zumindest teilweise): Der Schnupfen dauert mit Medikamenten 2 Wochen und ohne 14 Tage.

Laut diesem Artikel aus dem Jahre 2017, könnte sich dies jedoch bald ändern. Forscher tüfteln nämlich bereits an einem entsprechenden Impfstoff. Wie der Artikel klar macht, ist die Herausforderung jedoch beträchtlich. Vom Rhinovirus, dem Hauptverursacher des Schnupfens sind mindestens 160 verschiedene Serotypen bekannt. Die Forscher hoffen mit ihrem Impfstoff zumindest 100 davon abzudecken. Das wäre zwar kein vollkommener Schutz, aber ein erheblicher.

Eine Publikation, ebenfalls aus dem Jahr 2017, kommt jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis. Die Autoren fanden keinen signifikanten Hinweis auf einen Impfstoff für den Menschen, der besser als ein Placebo abschnitt.

Hier muss man einwenden, dass zwischen ersten Labortätigkeiten und tatsächlicher Verfügbarkeit eines Impfstoffes (bench to bedside) 15 – 20 Jahre liegen können. Wenn ein Impfstoff also seit 2017 entwickelt wird, kann es bis 2037 dauern, bis er tatsächlich Patienten zugutekommt.

Nehmen wir also an, in absehbarer Zukunft gäbe es einen Impfstoff gegen alle 160 derzeit bekannten Typen des Rhinovirus. Dieser müsste dann theoretisch auch 160 verschiedene Antigene enthalten. Das wäre eine ordentliche Menge. Ordentlich genug, um etliche Menschen skeptisch werden zu lassen (Impfgegner nicht mit eingerechnet).

Was Kinder betrifft, so hat die Anzahl der Antigene, denen sie durch Impfstoffe ausgesetzt sind, in den letzten 20 Jahren abgenommen. Ein 160-faches Vakzin würde diesem Trend deutlich entgegenwirken. Allerdings sind gerade Kinder auch ganz ohne Impfungen einer Vielzahl von Antigenen ausgesetzt. Dieser Artikel schätzt ihre Zahl auf 2000 – 6000 pro Tag. Im Vergleich dazu verblassen die 160 Antigene des Schnupfenimpfstoffes.

Bliebe nur noch die Frage, wie lange so ein Vakzin tatsächlich Schutz bieten würde. Bis 2007 etwa ging man „nur“ von 101 Subtypen des Rhinovirus aus – bis schließlich Forscher weitere fanden. Es könnte also gut sein, dass ein Impfstoff noch während seiner Entwicklungszeit teilweise obsolet wird. Das sind nicht die günstigsten Voraussetzungen für eine Erfolgsgeschichte – einen Versuch ist es aber allemal wert. Wirklich loswerden wird die Menschheit den Schnupfen allerdings wohl nie. Selbst wenn man alle Rhinoviren ausrotten könnte, blieben immer noch andere Erreger. Vielleicht aber wird die Krankheit in absehbarer Zeit deutlich seltener, als sie es jetzt ist. Vorerst muss sich die Taschentuchindustrie aber noch keine Sorgen machen.

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